Das Team des Tettnanger Tafelladens hat am Freitag prominente Verstärkung bekommen: Bürgermeisterin Regine Rist wollte sich selbst ein Bild vor Ort machen - und packte bei der Verteilung von Obst und Gemüse mit an. Sie lobte die Arbeit der Helfer und will künftig versuchen, den Kontakt zur Notunterkunft in Bürgermoos auszubauen.
Ein Finger zeigt auf die appetitlich aufbereiteten Auslagen an der Gemüsetheke. „Pflaumen?", fragt Bürgermeisterin Regine Rist nochmal nach. Gewünscht werden auch Trauben. „Können wir da ein ganzes Päckchen herausgeben?", erkundigt sich Rist bei der Mitarbeiterin des Tafelladens, die gerade zuständig ist.
„Ja, Trauben haben wir heute viel", bestätigt die und zeigt auf eine ganze Kiste auf der Theke. Auch bei der Ausgabe von Brot und Backwaren hilft die Bürgermeisterin an diesem Tag mit. „Sie sprechen aber schon gut Deutsch", lobt sie einen Kunden und packt freundlich lächelnd Brot und Kleingebäck ein.
„Es war gut, das einmal vor Ort zu sehen", sagt Regine Rist anschließend. „Das ist wie auf dem Wochenmarkt ein respektvoller Umgang miteinander", beschreibt sie ihren Eindruck. Klaus Nuber, Vorsitzender des Vereins Tettnanger Tafel, freut das. „Ein Einkauf in Würde ist das, was wir wollen."
Auch an diesem Tag sind viele Menschen, die ihren Einkaufsausweis im Tafelladen vorlegen, Geflüchtete aus der Ukraine. Wenn der Tafelladen öffnet, zieht jeder eine Nummer, die entscheidet, wann der Kunde dran ist. „Hier muss niemand rangeln oder drängeln. Alles ist sehr geregelt und organisatorisch gut gemacht", lobt Bürgermeisterin Regine Rist. Klaus Nuber hofft, dass Bedürftige mit einer zu kleinen Rente, die früher viel im Tafelladen waren, wieder öfter kommen.
Jeder darf nur an einem der beiden Wochentage, an denen der Tafelladen geöffnet ist, einkaufen. „Das begrenzt die Zahl der Kunden, die jeweils vor dem Laden stehen, auf 50 bis 60 pro Tag." Peter Wunderlich vom Vorstand der Tettnanger Tafel kennt die Zahlen. Die Regelung wurde anlässlich der Eröffnung der Notunterkunft Bürgermoos eingeführt.
„Etwa 20 bis 25 Einkaufsausweise gehören Bewohnern aus Bürgermoos", weiß Wunderlich. Damit ist der Riesen-Ansturm auf den Tafelladen ausgeblieben. Bei der Regelung, dass jeder nur einmal pro Woche einkaufen darf; wird es trotzdem bleiben. „Das sorgt auch für eine gerechtere Verteilung", erklärt Wunderlich.
Die Einkaufsberechtigung prüfen Sozialämter, Kirchen und die zuständigen Rathäuser. „Die Bedürftigkeit nimmt zu", kann Regine Rist berichten. Geprüft werden grundsätzlich Einkommen und Vermögen des Antragsstellers. „Bei Geflüchteten ist das Vermögen aber schwer zu prüfen", räumt Rist ein.
Erschwerend kommt für den Tettnanger Tafelladen hinzu: „Wir sind der Tafelladen mit dem größten Einzugsgebiet im Bodenseekreis", so Klaus Nuber. Er lobt, dass es viele Sachspenden von Herstellern oder Landwirten gebe. „Wir müssen aber immer wieder sehen, dass wir genügend Obst und Gemüse herkriegen", schildert er.
Denn seit die Supermärkte ihre Warenströme immer genauer planen, bleiben nach Ladenschluss immer weniger Lebensmittel übrig, die vor dem Verderben gerettet werden müssen und an die Tafeln abgegeben werden. Bürgermeisterin Rist bedankte sich bei ihrem Besuch besonders für die Zeit- und Kraftspende, mit der die Helfer dafür sorgen, dass der Tafelladen läuft.
Quelle: Schwäbische Zeitung